06. Oktober 2020 Thema: Bauen, Entwickeln und Planen Von Steffen Burmeister
Es geht um 1 m. Und es geht um’s Ganze für Menschen in unserer Gemeinde, die bezahlbaren Wohnraum brauchen. Die Entscheidung dazu fällt auf der Sitzung des Gemeinderats am morgigen Mittwoch (19:00h im Schützenhaus). Und wir appellieren noch mal an alle Ratskolleg*innen bei diesem Punkt nicht wegen dogmatischer Haltungen ein für Jesteburg – für unsere wohnungssuchenden Mitbürger*innen – sehr wichtiges Bauprojekt zu verhindern. Wegen nur eines Meters. Wegen eines Meters?
Zu entscheiden: lassen wir beim B-Plan Brettbeckskoppeln – bei der geplanten Errichtung von Mehrfamilienhäusern mit bezahlbaren Wohnungen auf dem ‚Zirkusgelände‘ – eine Firsthöhe von 12 m zu? – oder geben wir – ziemlich willkürlich – 11 m vor und bremsen damit die KWG (Kommunale Wohnungsbaugesellschaft) und unser jetzt schon über mehrere Jahre projektiertes Bauvorhaben aus?
Hintergrund: Damit die Wohnungsbaugesellschaft (Jesteburg gehört zu den Gesellschaftern!) preiswert anbieten kann muss sie auch preiswert produzieren. Das wird unter anderem erreicht durch gute Raumausnutzung und serielles Bauen – also: ein einmal konzipiertes Gebäude steht dann in identischer Bauweise an mehreren Standorten. Wenn dieses Gebäude nun in Salzhausen, Winsen, und sonstwo im Landkreis – zum Besipiel in Jesteburg am Pfarrweg – so stehen darf, aber in Jesteburg am Zirkusplatz um 1 m gekappt werden muss, dann können beide Ziele nicht erreicht werden.
Die Kürzung kostet. Sie schlägt auf die Mietpreise durch (die Festsetzung, 1 m weniger Firsthöhe, verteuert das Bauvorhaben so, dass die Herstellungskosten-Obergrenze von 2.500 € pro Quadratmeter Wohnfläche nicht mehr eingehalten werden kann). Damit wird dieses Projekt ‚bezahlbares Wohnen in Jesteburg‘ erschwert. Oder gar verhindert.
Der Fetisch-Meter führt zu einer anderen Dachneigung, schlechterer Raumausnutzung, einer minderen Ästhetik (Proportionen sind entscheidend, fragen Sie mal Architekt*innen Ihres Vertrauens!) und eben und deswegen zu Mehrkosten.
Was auch zur Wahrheit gehört:
Kein Mensch kann vor einem solchen Gebäude stehend den Unterschied zwischen 11 m und 12 m sehen. Eigentlich auch nicht die Ratsmenschen der Grünen, der UWG, der FDP und der CDU. Warum geht das also nicht? – Vorausgesetzt, man will bezahlbaren Wohnraum schaffen? Bei der Abstimmung dazu im Bauausschuss am 9.09. hatte sich eine Mehrheit (zwei SPD-Vertreter*innen und die Vorsitzende des Bauausschusses (CDU)) für die 12 m gefunden. Im Verwaltungsausschuss war das Ergebnis wegen anderer Mehrheitsverhältnisse gekippt worden.
Wir hoffen, dass sich im Rat eine Mehrheit für die richtige Lösung findet – wir werden eine Kompromissvorschlag einbringen, der 12 m zumindest explizit bei Vorhaben des bezahlbaren und sozialen Wohnraums zulässt – und wir dann doch bald neue Nachbar*innen an den Brettbeckskoppeln begrüßen dürfen!
Und wie immer interessiert uns Ihre Meinung. – Schreiben Sie mir gern! – steffen.burmeister@gmx.de.