03. September 2021 Thema: Bildung Von Steffen Burmeister
Die Oberschule Jesteburg ist eine Erfolgsgeschichte. Eine überparteilichen Schulinitiative (Nathalie Boegel (seinerzeit CDU – inzwischen Grüne), Kalle Glaeser (Grüne) und Steffen Burmeister (SPD)) als überzeugende Impulsgeberin, ein Landrat als Unterstützer und eine Landesregierung, die auf einen spürbaren Handlungsdruck reagieren musste – das waren die Rahmenbedingungen, die 2014 zur Gründung der Oberschule Jesteburg führten (das Beitragsbild ist bei einer Informationsveranstaltung zum Thema vor mehr als 10 Jahren aufgenommen – das Interesse an der Schulentwicklungsplanung hat seitdem nicht abgenommen!). Eine ‚Oberschule mit Gymnasialem Zweig‘. Aber – und das war der Webfehler im schönen Modell – ohne eine eigene Sekundarstufe 2. Die Schülerinnen und Schüler, die das Abitur als Abschluss anstreben hatten sich also nach der 10ten Klasse eine neue Schule zu suchen – auf einem Gymnasium oder einer IGS (Gesamtschule) im Landkreis sollte die Schulkarriere in diesem Fall weitergehen.
Eigentlich kein Problem, wäre nicht die Schulentwicklungsplanung des Landkreises schon immer etwas am Bedarf vorbei gelaufen und die Weiterführenden Schulen in Buchholz und Hittfeld nicht nur tendenziell überbelegt. Die Schülerinnen und Schüler aus Jesteburg erfuhren also Schwierigkeiten beim Wechsel an die Sekundarstufe einer anderen Schule, das sprach sich rum, das vergrößerte die Unsicherheit bei den Eltern bei der Wahl der ‚richtigen‘ Schule. Das wiederum führte dazu, dass mehr und mehr Jesteburger Eltern ihre Kinder nicht mehr an der ortsnahen Oberschule anmelden, sondern lieber gleich da, wo man dann später auch Abitur machen kann.
Da half in vielen Fällen auch die hervorragende pädagogische Expertise des Lehrkörpers und des Leitungsteams (inklusive der ‚enthaltenen‘ Gymnasiallehrer) der Oberschule und das attraktive Angebot (nur als Ausschnitt: Campus-Partner der Universität Lüneburg, umfangreiches Programm zur Berufsorientierung, Arbeitsgruppen zur Vertiefung musischer, künstlerischer und sportlicher Fähigkeiten, Kooperation mit dem VfL, …) nicht mehr weiter. Dem Ärger beim notwendigen Schulwechsel sollte aus dem Weg gegangen werden.
Die Lösung: in Jesteburg muss es eine Schule geben, auf der man das Abitur erreichen kann.
Nun ist die Gemengelage kompliziert: die Entscheidung zur ‚richtigen‘ Schulform wird im Landkreis getroffen, die CDU als stärkste Fraktion dort leidet möglicherweise darunter, dass ihre Erfindung ‚Oberschule‘ weit weniger attraktiv erscheint, als die Gesamtschule (IGS), die hier den meisten Zulauf verzeichnet und jedes Jahr mehr Bewerberinnen und Bewerber ablehnt als sie aufnimmt (!).
Außerdem leidet die CDU wahrscheinlich unter der Einsicht, dass ein Minigymnasium – auch das war, ist vielleicht noch in der Diskussion, in Jesteburg niemanden glücklich macht. Weil so ein Rumpfmodell zum einen die vermeintlich Schwächsten aus dem Dorf treibt, zum anderen den Anderen ein Angebot macht, das nicht zu deren Anspruch passt: ein Gymnasium ohne das breite Angebot eines AEG oder GAK (Musikklasse etc. pp) entspricht nicht der Erwartungshaltung der Eltern.
Um die Lösung bemüht haben sich andere: gibt es doch derzeit in Jesteburg wie auch in der Nachbargemeinde Hanstedt Oberschulen, die eigentlich etwas anderes sein müssen/wollen und gleichzeitig den starken Drang nach vergangenen Querelen (sie erinnern sich? – Hanstedt klagt gegen den Famila Standort / Hanstedt ist sauer, dass so viele Hanstedter Schüler und Schülerinnen die Oberschule in Jesteburg besuchen) wollen wir mit Hanstedt etwas Gutes gemeinsam auf die Beine stellen und sowohl die Verwaltung (bei uns zunächst Hans-Heinrich Höper, inzwischen mit großer Verve Samtgemeindebürgermeisterin Claudia von Ascheraden), wie auch die jeweilige Ortspolitik, die Initiativen und die Schulleitungen ziehen an einem Strang für ein passendes Modell: eine IGS mit zwei Standorten und einer gemeinsamen Oberstufe.
Prima, könnte man meinen, da ist ja die Lösung!. Aber leider kann sich der Schulausschuss des Landkreises nicht zu einer Entscheidung durchringen, nicht mal zu einer adhoc-Befragung der betroffenen Eltern, um die Stimmung in den Gemeinden aufzunehmen.
Unser Modell, das sowohl die Wünsche der Eltern und Kinder (so viele wollen zur IGS!) aufnimmt und als Nebeneffekt den IGS-Standort Buchholz entlasten könnte, das Schluss macht mit der Kirchturmpolitik vor Ort und die Kooperation der Gemeinden sucht, liegt im Moment auf Eis.
Wir werden uns weiter mit den Eltern und den Schulleitungen und weiteren Kräften in Hanstedt und Jesteburg – auch mit den anderen Parteien am Ort! – für eine Umsetzung dieses Modells einsetzen und dafür alle Hebel in Bewegung setzen.
Die Schule für alle in Jesteburg (und Hanstedt!) muss kommen!