29. Juli 2021 Thema: Dorfleben Von Steffen Burmeister
‚Bier mit Udo‘ ist als Begriff ein Platzhalter für eine Mischung aus Geselligkeit, Information und Genuss. Erst wollten viele gar nicht rein in den Saal – das Wetter war zu gut, also gab es das erste Getränk erstmal vor der Tür. Anschließend glitten wir anhand der von unserem Bürgermeister Udo Heitmann angesprochenen Stichworte in anregende Diskussionen zu den Themen, die in Jesteburg nun gerade – oder schon länger – auf dem Tisch liegen.
Es ging um die Bebauung des Reitplatzes, das Gewerbegebiet im aktuellen Zustand, die Situation der Dorfentwicklung in Itzenbüttel. Und darüber dann zu einer wesentlichen Frage: wie ein ‚Rat‘ sich eigentlich verhält und verhalten sollte. Wie und warum Gruppenkonstellationen in den Gremien Entscheidungen verzögern. Und darüber sind wir dann intensiv bei den zentralen Aufgaben ‚Bauen‘ und ‚Verkehr‘ gelandet.
Konsens war zwischen den Gästen, dass ein Sitz im Rat und in den Ausschüssen natürlich alle Mitglieder verpflichtet, die einzelnen Aspekte anstehender Themen abzuwägen und darüber nachzudenken („Jeder im Rat macht sich Gedanken, dass wollen wir gar nicht bestreiten“ sagt Udo). Dass die Ratsmitglieder aber auch die Verantwortung haben, Entscheidungen zu treffen (was – auch unserer Meinung nach – öfter und schneller passieren sollte) und mehrheitlich getroffene Entscheidungen auch zu respektieren.
Wenn, was nach der Zersplitterung der örtlichen CDU jetzt droht, im neuen Rat noch mehr Fraktionen mit am Tisch sitzen, wird das natürlich in der neuen Periode nicht einfacher. Wir werben für die SPD – die im Moment und auf Sicht wohl der größte Stabilitätsfaktor in der Gemeinde ist – auch aus diesem Grund auf ein starkes Mandat.
Verkehr bedeutet in diesen Tagen oft ‚Baustelle‘ – das Thema kam in sofern von alleine. Udo Heitmann macht in diesem Zusammenhang schon mal aufmerksam auf die Folgen des kommenden Kreiselbaus „wir sehen ja aktuell, was Baustellen für Folgen haben; der Kreisel muss sein, aber wie wir die Umgehungen in den Griff bekommen – darüber mache ich mir jetzt schon Sorgen“.
Zur Frage des Kreisels selbst gab es Verständnis aus dem Publikum, dass sich der Rat für die 1-Kreisel-Lösung entschieden hatte. Zwei Kreisel hätten für das Ortsbild wohl dramatische Folgen gehabt.
Der Bahnhof wird kommen. Bis 2024, so kündigt Udo an, werden wir wohl einen verbindlichen Terminplan haben. Möglich ist natürlich, dass die Folgen der Unwetter im Westen und der erhebliche Reparatur und Instandsetzungsbedarf der Bahn in den Überflutungsgebieten zeitliche Auswirkungen auf die Pläne in Jesteburg haben.
Es ging dann nicht einfach ums Bauen, sondern erwartbar um den Zusammenhang zwischen Bauen und Klimaschutz.
Allgemeine Erkenntnis war, dass wir uns nicht nur um Anregungen für Neubauvorhaben kümmern müssen, sondern vor allem um die Ertüchtigung des Bestands. Und dass der Schlüssel zur angestrebten Erreichung einer baldmöglichen Klimaneutralität eher die Information und Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger ist, als die undifferenzierte Festschreibung von Vorschriften in Bebauungsplänen („keine Gängelei im Detail, sondern höchstmögliche Motivation – am besten durch einen ‚Runden Tisch Energieberatung'“, schlug Ratsfrau Cornelia Ziegert vor).
Anerkennung fand in diesem Zusammenhang auch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die sich zum Projekt der ‚Klimakommune Jesteburg‘ zusammengefunden haben. Der Klimawandel betrifft uns alle gleich, „deswegen ist es wichtig, dass Initiativen überall entstehen, sowohl in der Dorfgemeinschaft wie auch initiiert durch die Politik“ – darauf wies Carola von der Lieth, parteilose Kandidatin auf der Liste der SPD für die kommende Gemeinderatswahl, hin.
Über das Hotel Niedersachsen haben wir gesprochen – eine mögliche Nutzung und die grundsätzliche Perspektive sind sicher Themen, die der neue Rat „auf dem Zettel“ hat, bestätigt Udo Heitmann.
Um das Ehrenamt ganz allgemein ging es schließlich noch. Um die Antwort auf Udos Frage „wann ist ein Mensch bereit, sich für eine Sache zu engagieren, auch, wenn er nicht persönlich betroffen ist?“ Und da waren wir dann schnell in der Diskussion um das Dorfleben an und für sich und die Nöte der Vereine.
Nach mehr als zwei Stunden setzten sich dann die Themen und Argumente in Gesprächen an den einzelnen Tischen fort. Udo Heitmann hat an diesem Abend wieder mal den Beleg dafür abgeliefert, dass bei ihm das Bürgermeisteramt und der Ratsvorsitz in sehr guten Händen sind.