03. April 2022 Thema: Bildung Von Steffen Burmeister
Ein wichtiger, ein sehr wichtiger Termin für unsere Samtgemeinde: am vergangenen Mittwoch tagte der Kreistag und unter anderem stand auf der Tagesordnung eine Vorentscheidung zur Entwicklung der Schullandschaft. Und damit auch die Entscheidung, auf welchen Weg sich die Jesteburger gymnasiale Oberschule begibt.
Unsere Schule hat ja wegen der fehlenden eigenen Oberstufenplätze und wegen der ungeahnten Schwierigkeiten für Schülerinnen und Schüler nach einer erfolgreich abgeschlossenen 10ten Klasse einen Platz an einer anderen Allgemeinbildenden Schule in der Nähe zu finden, zunehmende Akzeptanzprobleme. Jesteburger Eltern, die mit einem Kind schon den Ärger beim versuchten Übergang ans AEG, ans GAK oder eine der IGSsen in Buchholz und Hittfeld miterlebt haben, melden ihre weiteren Kinder natürlich gleich an einer Schule an, die einen Platz in der Sekundarstufe 2 garantiert. (Wobei, funfact: die IGS in Hittfeld hat im Moment nicht mal für die eigenen Kinder genug Oberstufenplätze!).
Aufgabe der Schulentwicklungsplanung ist also – neben der Frage, wo eine neue IGS entstehen möge und ob und wo ein Gymnasium hinkommt – die Schaffung von Oberstufenplätzen. Und dazu hat der Kreistag in der vergangenen Woche und parteiübergreifend mit großer Mehrheit zwei sehr hilfreiche Beschlüsse gefasst.
Es war initiativ ein Antrag des Schulelternrats der Oberschule Jesteburg – und dieser Antrag hatte Erfolg (der deutliche Hinweis auf den Rechtsanspruch, der für den Besuch einer adäquaten Allgemeinbildenden Schule besteht, mag dabei geholfen haben)! Die IGS in Hittfeld darf zumindest zeitweise einen fünften Zug in ihrer Oberstufe einrichten und bietet damit u.a. auch mehr als 20 Kindern den ersehnten Platz, die jetzt nach der 10. Klasse in Rosengarten oder Jesteburg die Schule verlassen. Das ist gut, weil das adhoc den Engpass lindert, der zu Lasten der Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren bestand. Aufatmen! (lesenswert in dem Kontext der Artikel von Hanna Kastendieck im Abendblatt zu Leid und Freude der Schülerinnen, die bisher keinen Platz bekommen hatten).
Für Jesteburg hat die langjährig tagende Arbeitsgemeinschaft für Schulentwicklungsplanung zunächst ein Gymnasium vorgesehen – so sollte auch noch nach der letzten Kreisschulausschusssitzung am 25.03. der Elternwille in unserer Samtgemeinde gezielt abgefragt werden. Nun gab es Einsicht auf breiter Front, die bisherige Absicht wurde verworfen. Nach einer Informationsveranstaltung in Jesteburg im Februar entstand der Antrag auf die Einrichtung einer Modellschule bei uns am Ort. Bestandteil des Modells ist eine eigene Oberstufe – damit wäre der Weg zum Abitur in Jesteburg frei!(Aufatmen auch hier!).
Der Einrichtung einer Modellschule muss das Kultusministerium in Hannover zustimmen. Davor gibt es eine Stellungnahme der Landesschulbehörde. Und dass diese Prüfung jetzt überhaupt angestoßen wurde – das ist die Auswirkung des positiven Kreistagsbeschlusses vom Mittwoch.
Wir können sehr optimistisch sein, dass es damit bereits zum Schuljahr 2023/2024 eine Lösung gibt: unsere ‚Zukunftsschule‘ mit dem Fokus auf selbstwirksamen, achtsamen fächerübergreifenden Unterricht. Der Schulversuch ist auf die Initiative der UNESCO und folgend des Bundesministeriums für Bildung und Familie „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) zugeschnitten und wird wissenschaftlich von der Leuphana Universität begleitet werden. Die gymnasiale Oberschule in Jesteburg ist bereits Campusschule der Leuphana.
Zur Erläuterung: die Bildungskampagne der UNESCO „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) hat als Zielsetzung „eine chancengerechte Entwicklung, die ein Leben in Frieden und ein dauerhaft tragfähiges Ökosystem ermöglicht“. Diese Initiative wird auch vom Niedersächsischen Kultusminister Grant Hendrik Tonne unterstützt. Und das wiederum unterstützt unseren Optimismus hinsichtlich der Zulässigkeit eines solchen Modellversuchs.
Die Kernpunkte von BNE finden sich im engagierten Konzeptentwurf der Oberschule Jesteburg wieder: die Orientierung von Bildungszielen, Lehrplänen etc. an Prämissen der Nachhaltigkeit. Wobei Nachhaltigkeit sich dabei nicht nur auf Fragen von Ressourcen, Umwelt- und Naturschutz bezieht, sondern globale Perspektiven auf das Zusammenspiel von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft sowie den Blick auf nachfolgende Generationen (Stichwort Generationengerechtigkeit) beinhaltet. BNE gilt als Exzellenz-Initiative.
Daumendrücken macht sicherlich noch Sinn. Aber mit Unterstützung von Kreistagskolleg*innen aller möglichen Parteien (ist das nicht wunderbar, dass gerade das ein parteiübergreifend abgestimmtes Thema ist?) sind wir in einer sehr intensiven Zusammenarbeit der letzten Monate zwischen Elternvertreterinnen der OBS und der Grundschule Jesteburg, einer örtlichen Schulinitiative, in der Mitglieder der Grünen, der SPD und der CDU zusammenarbeiten und der Schulleitung seit letzter Woche bei unserem Wunschergebnis angekommen.