03. Mai 2023 Thema: Bildung Von Steffen Burmeister
Wir lernen was. Wir besuchen den Kindergarten Seeveufer. Vor über 20 Jahren war ich hier regelmäßiger Gast, habe meine Töchter gebracht und abgeholt. Die Bringzeit in den kleinen Kindergarderoben sitzend und klönend mit anderen Vätern verlängert („das waren uns die liebsten Eltern“ sagt leicht sarkastisch die Leiterin Franziska Otte).
Nun gut, heute wollen wir uns hier zum Stand der Dinge erkundigen, im laufenden Betrieb die Herausforderungen live kennenlernen, die den Erzieherinnen (hier, keine Besonderheit: nur Frauen) täglich begegnen und die sie so gut es geht bewältigen.
Zunächst der sentimentale aber auch erschreckende Eindruck: hier hat sich ja gar nichts verändert! Also kaum was. Und das ist nicht gut. Eigentlich ist der Kindergarten Seeveufer eine Ansammlung von Workarounds und Notlösungen. Die Kinder sollen sich frei bewegen können. Aber in der Material-Vorratskammer stehen Reste der Wandfarbe aus der letzten Streichaktion – dafür findet die Gemeinde keinen anderen Platz. In der Küche wird man von Ventil der mit heißem Wasser gefüllten Behälter zur Vorbereitung der Mahlzeiten begrüßt. Auch hier dürfen sich keine Kinder aufhalten. Der Mitarbeiterraum ist auch Pausenraum und Erste-Hilfe-Raum, die Sprach- und Ergotherapeuten ziehen sich mit den betreuten Kindern zurück wo gerade Platz ist. „Wir kommen gerade so zurecht, aber vom Idealzustand sind wir hier weit entfernt“ – so Franziska Otte.
In den Ausschüssen und Räten reden wir über Betreuungsschlüssel- und Zeiten, bedauern, wenn nicht genug Personal zur Verfügung steht, um Früh- und Spät-Betreuung zu sichern (der Fachkräftemangel schlägt auch hier gerade durch – dazu demnächst mehr!). Aber eigentlich sollte es weniger um die Frage gehen, in welchen Tageszeiten Kinder wie wo gut aufgehoben sind – „wieso sind wir denn Erzieherinnen geworden?„. Aufbewahrung ist nicht die Zielsetzung der Erzieherinnen hier. Es geht um Pädagogik, Integration von kleinen Mitmenschen mit Handicaps, die Bildung von Familiengruppen. Das intensive Begleiten von Kindern – die sich zum Teil länger als 10 Stunden hier im Kindergarten aufhalten – ins Leben.
Knapp 80 Kinder in 4 Gruppen sind heute im Kindergarten Seeveufer ‚zuhause‘. Drei Gruppen teilen sich das in die Jahre gekommene Bestandsgebäude; Gruppe Gelb ist eingezogen in das neue Kitahaus, das aus Containern zwei Grundstücke weiter in den letzten Jahren neu errichtet worden ist. Von innen: ansehnlich, man fühlt sich nicht wie in einem Behelfsbau. Ein bisschen bodenkalt vielleicht. Vor allem aber auch hier: zu eng, zu provisorisch, zu wenig Toiletten. Zu wenig Lauffläche.
Wenn wir in unsere Zukunft investieren wollen: hier finden wir beste Möglichkeiten! Der Altbau der KiTa Seeveufer ist ideal für zwei Gruppen im Ganztagsbetrieb ausgelegt, Räume könnten anders gewidmet werden, die Nutzung für Kinder und Personal attraktiver sein. Wünschenswert hier ist eine umfassende Renovierung.
Natahlie Voß-Verheyden vom Ortsverein der SPD bringt es auf den Punkt: „notwendig ist vor allem aber der Neubau eines Kindergartens in unserer Gemeinde, um Platznot und Provisorien zu beenden, neue Perspektiven aufzutun und unsere Gemeinde insgesamt noch familienfreundlicher aufzustellen„.