01. Oktober 2023 Thema: Allgemein Von Marcel du Moulin
Über 120 Bürgerinnen und Bürger kamen am 30. September zum Pinnerberg in Lüllau, um im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „SPD vor Ort“ über Windkraft zu diskutieren.
Die SPD Jesteburg hatte eingeladen, sich vor Ort ein Bild darüber zu machen, welche Möglichkeiten es für Windkraft in Lüllau gibt. Unsere Ausgangsposition und damit auch Botschaft in meiner Begrüßung: wir brauchen Strom und irgendwoher muss er kommen – uns geht es heute darum, vor Ort zu sehen und zu hören, welche Ideen es hierzu gibt.
Christoph Henschen, Wirschaftsingenieur und Lüllauer, stellte seine Idee vor, auf dem Pinnerberg Windkraftanlagen zu bauen. Die bisher als Ackerland genutzte Fläche in Lüllau zählt zu den Gebieten im Landkreis Harburg, die wegen der lokalen Windverhältnisse als geeignet angesehen werden, um dort Windkraftanlagen zu installieren. Im Rahmen der Energie-Wende weisen die Bundesländer und Kreise Flächen aus, die potentiell für erneuerbare Energien genutzt werden können. Ziel der Transformation im Energie-Sektor ist es, sowohl weniger Kohlendioxid zu produzieren, das zur Erderwärmung beiträgt, als auch unabhängiger bei Importen von Energie zu werden.
„Mit Windkraftanlagen hier in Lüllau könnte Jesteburg sich selbst mit Strom versorgen und so CO2-neutral werden“, sagt Christoph Henschen. „Die Energie-Wende ist eine Chance, die man auch vor Ort nutzen muss. Man muss selber handeln und kann nicht immer auf andere zeigen“ sagt der Lüllauer. „Ob hier zwei größere Windräder aufgestellt werden oder drei bis vier kleinere, kann man noch nicht sagen. Das muss man erst noch ausrechnen. Am Ende geht es bei solch einem Projekt auch um Investitionen, die sich tragen müssen“ – auch deswegen könne er noch nicht sagen, wie hoch die Anlagen konkret sein werden. Christoph Henschen kann sich vorstellen, dass drei Windkraftanlagen gebaut werden. Sein grundsätzliches Statement: „Ich gehe zu 90% davon aus, dass die Windkraftanlagen kommen werden“.
„Es ist noch nichts entschieden“, entgegnete ein Lüllauer Landwirt, der die Flächen derzeit bewirtschaftet. Er wies darauf hin, dass die Fläche, auf der die Windkaftanlagen gebaut werden könnten, neun bis zehn verschiedenen Grundeigentümern gehören. Zunächst einmal müssten diese Landbesitzer sich darüber einig sein, ob sie ihr Ackerland für Windkraftanlagen zur Verfügung stellen wollen.
Unklar ist derzeit auch, wie das Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen auf dem Pinnerberg aussehen würde. „Im Samtgemeinde- und Gemeinde-Rat haben wir darüber überhaupt noch nicht diskutiert“, bemerkte Cornelia Ziegert, Ratsfrau und SPD-Fraktionsvorsitzende im Samtgemeinderat. Viele planungsrechtliche Fragen müssten erst noch geklärt werden. „Solche Verfahren können bis zu sieben Jahre dauern“, so Ziegert, die auch darauf hinwies, dass jedes Bauplanungsverfahren natürlich öffentlich ist und Bürgerinnen und Bürger sich am Verfahren konkret beteiligen können.
„Ich wohne hier. Und ich möchte keine Windkraft-Anlagen in meiner Nachbarschaft haben“, sagte ein Anwohner. Eine anderer Diskussionsteilnehmer wies darauf hin, dass die Akzeptanz für Windkraftanlagen steigen würde, wenn die Bürger merken, dass sie von den Windrädern profitieren und vor allem, wenn das Geld, das erwirtschaftet wird, im Ort bleibt und nicht an die großen Energie-Versorger geht.
Und am Rande der Veranstaltung sagte eine Teilnehmerin, ihr ginge es um Transparenz. Sie wolle mit ihren Sorgen gehört werden. Zudem sei ihre Befürchtung, dass sie von ihrem Garten aus zukünftig auf Windräder blicken würde.
Meine Zusammenfassung für diesen Tag: das Thema ist wichtig, kontrovers und viele Detail-Fragen sind noch nicht geklärt; das wichtigste aber ist, dass wir weiter im Gespräch bleiben und miteinander offen über dieses Thema reden.
(c) Fotos: Carola von der Lieth (Beitragsbild und ‚engagiert für den Austausch‘) und Hans-Jürgen Börner (‚im Zentrum der Diskussion‘)