29. November 2023 Thema: Bildung Von Steffen Burmeister
Gemessen an den mehr als schwierigen Zuständen in den Kindertagesstätten wirken die zuletzt im zuständigen Fachausschuss diskutierten Maßnahmen vielleicht etwas zu defensiv.
Wir suchen einen Standort für eine neue Kita, wissen aber noch nicht so wirklich, wie wir die bezahlen sollen. Wir suchen neues Personal, wissen aber, dass wir da in einem extremen Wettbewerb stehen. Wir vermuten, dass wir auf Personalmangel am Ende nur durch Kürzungen der Angebote reagieren können.
Was ist der Grund für die Schräglage? – es geht um’s Geld, wie immer. Das traditionelle Prinzip für die ‚Bewältigung‘ der Kosten für Kindertageseinrichtungen war: 1/3 die Kommune, 1/3 das Land, 1/3 die Eltern. Wie sieht das aktuell aus?
Der Betrieb der Kitas ist der größte Ausgabenposten, den die Gemeinde Jesteburg hat. Für den Elementarbereich (Kinder ab 3 Jahre) gibt es Beitragsfreiheit für die Kernzeiten (grundsätzlich sehr zu begrüßen!), für den Krippenbereich (Kinder bis 3 Jahre) zahlen die Eltern eine Benutzungsgebühr. Es gibt für beide Bereiche Personalkostenzuschüsse vom Land Niedersachsen und Zuweisungen vom Landkreis. Den Rest zahlt die Gemeinde. – So sieht es aus:
(alles Zahlen von 2022) – die Gemeinde hat also inzwischen einen Anteil von 41% bzw. 1,76 Mio.€ an der Finanzierung des für uns alle wichtigen Angebots der frühkindlichen Bildungseinrichtung (bei einem Gesamthaushalt von ~ 14 Mio.€). Das Land hat entschieden, die Eltern im Elementarbereich zu entlasten. Die Mehrkosten trägt teilweise die Kommune. Und kann sie bei der aktuellen Haushaltslage demnächst nicht mehr wuppen.
Also: was machen wir? Wir MÜSSEN neu bauen. Das sagen die Zahlen und die rechtlichen Vorgaben, das sagt aber auch der Zustand der zu entlastenden vorhandenen Einrichtungen. Für den Neubau muss ein Finanzierungskonzept vorgelegt werden. Eine Option ist die Erstellung eines neuen Kindergartens als Infrastrukturaufgabe bei der Entwicklung eines neuen Baugebiets – also als Leistung des Investors. So ein Modell hatten wir bei den inzwischen (aus unterschiedlichen Gründen) auf Eis liegenden Plänen zur Bebauung der Fläche Seevekamp-Süd bereits skizziert. Das Modell kann jetzt z.B. für die geplante Bebauung des Sandbargs übertragen werden. Die Beauftragung einer Bedarfsplanung dazu haben wir auf der letzten Fachausschusssitzung dem Gemeinderat Jesteburg empfohlen.
Für die Lösung des Engpasses beim Personal setzen einige Bundesländer (u.a. Hamburg und Schleswig-Holstein) auf bis zu 30 % fachfremde ergänzende Kräfte. In Niedersachsen ist der Quereinstieg nicht möglich. Es ist ja auch eine Frage der Qualität: eine Gruppe kleiner Menschen so zu beaufsichtigen, dass alle miteinander zurechtkommen und jeder die Ansprache findet, die ihn zufriedenstellt, davon hat der/die QuereinsteigerIn möglicherweise keine Ahnung, Er/sie hat nicht gelernt, wie man einen Spielkreis für U3 Kinder oder Elternabende organisiert.
Unsere Verwaltung prüft aktuell, welche Möglichkeiten uns neben der Beschäftigung ausgebildeter ErzieherInnen zur Verfügung stehen. Und wie wir über die Intensivierung der Ausschreibungen und die Ansprache von mehr Zeitarbeitsfirmen an das zusätzlich benötigte Personal kommen.