06. April 2019 Thema: Blog Von Steffen Burmeister
Der Abgang war zu zackig, zugegeben. Aber die ehemalige Bundesministerin Barbara Hendricks, die uns gestern in Begleitung von Svenja Stadler in Jesteburg besucht hatte, kam gerade erst quasi just-in-time aus Berlin zu uns ins Dorf und sie musste da auch wieder hin, also nach Berlin. Noch an dem Abend.
Und deswegen, und weil sie ja auf jede Frage auch eine ausführliche und fachkundige Antwort gefunden hatte und weil immer noch Menschen mit Fragen im Raum waren wurde es am Ende knapp und dann hektisch. Aber da bitten wir um Verständnis, hatten das ja eingangs auch angekündigt.
Viel haben wir erfahren an dem Abend. Zum Werdegang und den Rahmenbedingungen des Pariser Abkommens, das Barbara Hendricks für Deutschland verhandelt hat, zu den unterschiedlich großen ökologischen Fußabdrücken – der Unterschied besteht nicht nur zwischen armen und reichen Ländern sondern auch zwischen armen und wohlhabenden Menschen/Konsumenten. Zur Sinnhaftigkeit schwerer Autos mit noch schwereren Batterien, zum Artensterben und vor allem auch zum Tempo der Umsetzung in der Klimapolitik. Da gab es keinen im Heimathaus, dem das zu schnell ist, was da passiert. Und das waren dann auch die Stimmen aus dem Publikum: in Worte gegossene Ungeduld und allgemeine Sympathie mit den auf der Straße protestierenden SchülerInnen und StudentInnen.
Barbara Hendricks wies darauf hin, dass es auch zählbare Erfolge gibt: die Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 32% beispielsweise, aber sie konstatiert auch: 40% waren die eigentliche Zielsetzung. Warum das alles nicht schneller, radikaler und mit stärkeren Verboten bzw. besser: Anreizen vorangetrieben werden kann? – eindeutige Antwort: weil es dazu eben keine politischen Mehrheiten gibt. Und über dieses Thema kommen wir dann noch zu Insights aus der Regierungspolitik, eine Bewertung der Arbeit des aktuellen Bundesverkehrsministers Scheuer (CSU), der aus unserer Sicht ganz klar die falschen Ziele verfolgt, jedenfalls nicht die dringend notwendige Verkehrswende. Und wir lassen uns auch nochmal aus erster Hand erzählen, wie es vorletztes Jahr dazu kam, dass der Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Alleingang und gegen die Meinung der Bundesregierung die weitere Zulassung von Glyphosat mitgetragen hat.
Um die Umgestaltung der Städte ging es noch, Umweltschutz allgemein als europäisches Thema und die Chancen Deutschlands Vorreiter bei der technischen Entwicklung im Zuge der Umsetzung der Ökodesign-Richtlinien (ErP) zu werden.
Alles in allem: ein hochinteressanter Vortrag, sicher zu wenig Zeit für eine tiefere Diskussion der vielen angesprochenen Aspekte, aber ein starker Impuls durch den Besuch der hohen Politik im Heimathaus in Jesteburg.
Statt Blumen gab es am Schluss für Frau Hendricks Gutes aus der Ortsmitte: Pralinen vom nussMÄTHchen. Passt besser in die Handtasche.
Allen, die da waren: nochmal besten Dank für die rege Beteiligung – und bis zur nächsten Veranstaltung!
Hier noch der gestern angesprochene link zu Rede von Barabara Hendricks gegen den AfD-Antrag zur Abschaffung der gleichgeschlechtlichen Ehe: https://www.youtube.com/watch?v=BSXjVOH75Tk.