06. August 2021 Thema: Blog Von hansjuergenboerner
Ein persönlicher Nachruf
Laurens Spethmann ist tot. Lang und erfüllt war sein Leben, 91 Jahre. Die offiziellen Nachrufe werden seine Verdienste auflisten, die Geschichte seines Lebens erzählen. Aber was wird in Erinnerung bleiben, in unser aller Gedächtnis, von diesem großen Mann, dem Gönner und Mäzen, dem Menschenfreund?
In der Summe aller Erinnerungen jedes Einzelnen von uns, wird das Bild des Verstorbenen vollständiger werden. Ich versuche, meinen Teil beizutragen.
Die erste Begegnung mit ihm war außergewöhnlich und gleichwohl typisch. Karin Klesper, Hans-Heinrich Aldag und ich hatten den Kunstverein gegründet und waren in das Kunsthaus zur Miete eingezogen. Wir suchten Unterstützer und hatten einen schönen Abend mit Bewirtung und langen Vorträgen vorbereitet. Herr Spethmann hörte uns geduldig zu, nach 10 Minuten zupfte er mich am Ärmel uns sagte: „Ich habe verstanden, hier sind 10.000, kann ich gleich gehen?“ – Er blieb dann doch noch eine Weile, lachte, scherzte und ermunterte uns, das Projekt Kunst in Jesteburg voranzutreiben. Er sagte es mit einem Wort: „Attacke!“
Neben seinem Engagement für Neues, Interessantes, für sein Heimatdorf, konnte jeder Einzelne mit Sorgen und Nöten kommen. Er entschied schnell, half mit seinen persönlichen Möglichkeiten, seinem Vermögen. Die Spethmann-Stiftung und die Firma sollten aber außen vor bleiben.
Die Kunststätte Bossard hatte es ihm besonders angetan, hier feierte er – auch zur Unterstützung der Kunststätte – seinen 80. Geburtstag und wollte es „einmal richtig krachen lassen“. Das gelang!
Einen neuen kostbaren Flügel spendierte er der Bossard-Stiftung. Er bezahlte und half bei Konzerten, unterstütze so die junge Künstlerin Anika Treutler, die auf dem Bossard-Gelände ihr erstes mehrtägiges Musik-Festival leiten konnte.
Laurens Spethmann war auch ein politischer Mensch. Man darf wohl behaupten, dass er die SPD nicht nur finanziell unterstützte, sondern sogar wählte. Konkreten Nachfragen allerdings hat er charmant und mit verschmitztem Lächeln ins Verbindlich/Unverbindliche verschoben.
Einen großen Freund hatte er in der SPD: Sigmar Gabriel. Immer, wenn der Bundes-vorsitzende, Wirtschafts- und spätere Außenminister eine Gelegenheit sah, machte er einen Abstecher über Jesteburg in den Wald. Dann wurde gelegentlich ein Ortsvereinsmitglied der Partei zum Politisieren dazu gebeten, zur „tour horizon“.
Es ging um die Unfähigkeit der Bayern Stromtrassen zu bauen, Verkehrskreisel in Jesteburg, was die SPD auf allen Ebenen so macht, die Frage, warum in der Seeve-Niederung klotzige Wirtschaftsgebäude stehen und auch, ob Udo Bürgermeister bleibt?
Dankbar war Laurens Spethmann, dass ein Platz im Dorf nach ihm – zu Lebzeiten schon – benannt wurde. Diesen Dank äußerte er mehrfach, denn er hielt die Ehrung für nicht selbstverständlich.
Ich bin dankbar, dass ich diesen Menschenfreund kennen lernen durfte, ein Vorbild für Gemeinsinn und Gemeinnützigkeit.
Den Tee im Hause Spethmann werde ich vermissen, und die Ermunterung bei neuen und festgefahrenen Projekten: „Attacke! – Zum Tee!“