10. Februar 2023 Thema: Dorfleben Von Volker Knubbe
Kaufmann der Touristik, 53 Jahre, verheiratet, drei Kinder, Abteilungsleiter TT im VfL, parteilos in der Fraktion der SPD - Mitglied im Gemeinderat Jesteburg und im Samtgemeinderat.
Dein Verein – schon seit Jahren abgeschrieben, Konkurrenz durch die Fitnessstudios, Ganztagsschule, keine Zeit mehr für sportliche Aktivitäten durch den schulischen Stress, Corona-Beschränkungen, Belegung der Hallen durch Geflüchtete, Sparmaßnahmen mit kalten Hallen und Eisduschen und nicht zuletzt mangelndes Interesse am Ehrenamt.
Doch stimmt das überhaupt? Und wie sieht es in Jesteburg aus?
Ja, Mucki-Buden schießen wie Pilze aus dem Boden und finden regen Zulauf; gegen einen mehr oder minder hohen Monatsbetrag wird der Individualismus gefördert; jeder für sich strebt seine körperlichen Wunschmaße an, aber ein Verein kann anders ….
Im Verein entsteht ein Gemeinschaftsgefühl und zusammen und in Gemeinschaft schafft man mehr. In Mannschaften fühlt man sich dazugehörig und verfolgt das gleiche Ziel.
Auch die Einführung der Ganztagsschule wird die Vereine vor Herausforderungen stellen. Bleiben die Schülerinnen und Schüler bis 17 Uhr oder länger in der Schule, bleibt kaum Zeit für ein Hobby.
Sinnvoll sind Kooperationsverträge mit den Schulen, wie es z.B. die Tischtennisabteilung des VfL Jesteburg gemacht hat. Ein Spieler aus der Abteilung hat zusammen mit einem Sportlehrer in der Klasse unterrichtet und den Kindern den Sport nähergebracht. Nicht selten bestreiten diese Kinder Punktspiele für den VfL. Auch eine Tischtennis AG gibt es seit Jahren in der Grundschule. Eine Win-Win-Angelegenheit für alle Beteiligten. Die Schule kann Unterrichtszeit füllen, der Verein bekommt neue Spielerinnen und Spieler, die Kinder lernen Motorik und die Betreuer (meist Pensionäre) haben eine ehrenvolle Aufgabe, Sport zu unterrichten. Weitere Zusammenarbeiten sind in Planung.
Die Corona-Beschränkungen bedeuteten tatsächlich eine harte Zäsur. Nichts war möglich während der Lockdowns (über Sinn oder Unsinn möchte ich hier nicht diskutieren) und viele Vereine hatten einen deutlichen Aderlass an Mitgliederinnen und Mitgliedern zu verzeichnen. Der VfL ist relativ glimpflich davongekommen. Hier merkt man die Treue zum Verein auch in schwierigen Zeiten. Was eventuell auf uns zukommen wird, ist die Nutzung der Hallen für Geflüchtete. Wenn wir es politisch nicht schaffen uns zu einigen, um eine Unterbringung in Containern an geeigneten Standorten zu ermöglichen oder die momentan grandios angebotenen Privatinitiativen nicht fortzuführen, so könnte zumindest die Halle am Sandbarg für Geflüchtete vorgehalten werden. Somit gehen einzelnen Abteilungen die Trainingsmöglichkeiten abhanden, aber zur Zeit ist nichts konkret geplant.
Eine weitere Auswirkung des Krieges in der Ukraine sind die Maßnahmen zur Einhaltung des Energiesparens. Die Hallen werden auf maximal 19° heruntergeregelt, die Duschen ganz ausgestellt. Das ist für die Gesundheit nicht förderlich, für den Geruch schon gar nicht und der Zusammenhalt wird auch nicht gefördert, wenn die Spielenden zum Duschen nach Hause fahren anstatt gemütlich nach getaner Übungs- und Punktspieleinheit frisch geduscht zusammenzusitzen.
Alle genannten Punkte sind klein im Vergleich zum wichtigsten Thema; das mangelnde Interesse am Ehrenamt. Ohne Menschen, die sich einbringen, kann ein Verein, die Politik, die Gemeinschaft nicht funktionieren. So sehen ein paar Elternteile den Verein als Aufbewahrungsort für Kinder, um sich nicht selbst um die Beaufsichtigung zu kümmern, sehen aber nicht, dass es dafür Betreuer braucht. Auch möchten viele keine Verantwortung übernehmen (gesetzliche Vorgaben werden immer anspruchsvoller) und mangelnde Freizeit durch Arbeitsverdichtung ist ein weiteres Problem der Gesellschaft.
Trotz aller Widrigkeiten lebt der Verein, lebt von den Bürgerinnen und Bürgern, von der Gemeinschaft, der Politik und von der Verwaltung. Lebt vom Gemeinschaftsgefühl, vom Spaß am Training und an den Punktspielen. Daher unser Appell an Jesteburg: Meldet Euch an, es gibt viel zu erleben.
Und immerhin; eine kleine Aufwandentschädigung gibt es für viele ehrenamtliche Tätigkeiten
Und wer noch einen kleinen Anstubser benötigt: Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat vor kurzem ein Programm aufgelegt, das jedes neue Mitglied mit einem € 40 Scheck belohnt. Nähere Informationen unter https://www.sportnurbesser.de/.