29. Dezember 2020 Thema: Bauen, Entwickeln und Planen Von Angelika Schiro
Was war das für ein besonderes Jahr! An 2020 werden wir uns immer als das ‚Corona-Jahr‘ erinnern. Nichts hat unser Leben so beeinflusst, wie der Virus und die dadurch ausgelösten Maßnahmen.
„Wer nicht zurückblickt weiß nicht, wie weit er gekommen ist“. – Diese Redewendung habe ich nicht erfunden. Aber ich kann die Aussage nur unterstreichen. Bei allen Visionen, Zukunftskonzepten und Plänen brauchen wir bisweilen die Rückschau. Auch zur eigenen Motivation.
Wir haben trotz der schwierigen Umstände im gerade vergehenden Jahr viel in unserer Gemeinde erreicht. Einige Projekte sind recht holprig gelaufen und wir wissen, dass wir Vieles besser, effizienter, transparenter oder schlicht konkreter oder rechtzeitiger kommuniziert umsetzen sollten. Als Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat fühle ich mich da mit in der Verantwortung.
Was ist dieses Jahr passiert?
Positiv sind wir alle ins Jahr gestartet, unser Bürgermeister Udo Heitmann betonte in seiner Neujahrsansprache am 20. Januar das Verbindende in unserer Gesellschaft. Fröhlich, distanzlos (im positiven Sinne!) und ohne Masken konnten wir hier noch zusammenstehen, die Honoratioren des Dorfes (Alt-Bürgermeister Wilhelm Frommann hatte hier einen seiner letzten öffentlichen Auftritte!) waren anwesend. Und zumindest was Ansteckungsgefährdungen betrifft waren alle sorgenfrei!
Im Februar hat uns die bald landkreisweite Diskussion um den Erweiterungsbau bei Bossard beschäftigt – und dabei die Frage, welche Rolle der Künstler tatsächlich in der NS-Zeit gespielt hat. Ergebnis dieser Diskussion ist bekanntermaßen ein Memorandum, was die Baupläne betrifft, ein Wechsel in der Leitung der Stiftung und ein Untersuchungsauftrag, der sich um Fakten kümmert, wo bisher Meinungen die Debatte bestimmt hatten.
Das ganze Jahr über haben uns die Richtungsentscheidungen zu großen Bauprojekten in Jesteburg begleitet, die eines gemeinsam haben: sie waren in 2020 noch nicht reif für einen endgültigen Beschluss und kommen 2021 wieder auf den Tisch. Wir überlegen, in welcher Form wir das Gewerbegebiet am Allerbeeksring erweitern können. Dabei geht es vor allem um Überlegungen, neues Gewerbe in Jesteburg anzusiedeln und damit die Gewerbesteuereinnahmen in unserem Ort – die im Vergleich mit anderen Gemeinden drastisch niedrig sind – zu steigern. Unter anderem aus diesen Steuereinnahmen werden die freiwilligen Leistungen (Schwimmbad, Bücherei, Sonderöffnungszeiten der Kindergärten, …) in Jesteburg finanziert. So wie die Kassenlage ist müssen wir unsere Einnahmen deutlich mehren! Die Diskussion zu so einem umfassenden Projekt ist noch in vollem Gange und wird uns sicher in den nächsten Monaten beschäftigen.
Ein weiterer großer Wurf soll die Wieder-Ansiedlung eines Bahnhofs in Jesteburg werden. Dazu gibt es verschiedene Standorte, die in Frage kommen und aktuell untersucht werden; u.a. ist das die Fläche am Sandbarg. Wichtig ist, dass Jesteburg gegenüber der Deutschen Bahn, die eine Einrichtung des Haltepunkts ‚Jesteburg‘ für 2027 erwägt, auch deutlich macht, dass wir das wollen und eine konkrete Ahnung haben, wie und wo wir das umsetzen können. Das hat die Gemeinde dann durch Beschlüsse zur Entwicklung der Sandbarg-Fläche (inkl. Zuwegung) auch so auf den Weg gebracht. Eine endgültige Entscheidung aber ist aufgeschoben, da sich zunächst ein Gutachter zu den unterschiedlichen Möglichkeiten an den ins Auge gefassten Standorten für einen Bahnhof äußern soll.
Gut beschäftigt haben uns ferner zwei größere Bauprojekte, die neue Nachbar*innen nach Jesteburg bringen. Am Schierhorner Weg wird ein neues Quartier entstehen, Einzel- und Mehrfamilienhäuser werden gebaut und der neue Jesteburger Kindergarten wird hier einen Platz finden. Im Mai hat der Gemeinderat mehrheitlich den Start für einen Bebauungsplan „Seevekamp Süd“ beschlossen.
Ebenfalls neue Nachbar*innen erwarten wir in Kürze auf dem ‚Zirkusgrundstück‚ gegenüber von Famila. Hier baut die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft, die in Teilen ja auch Jesteburg gehört. Entstehen werden hier Wohnungen und Reihenhäuser. Erschwert wird die Umsetzung leider durch Vorgaben, die die Ratsmehrheit zur möglichen Firsthöhe der Gebäude beschlossen hat – wenn Sie das noch mal nachlesen möchten: hier gibt es die Details: NL#279.
Was meine Fraktion besonders freut ist, dass durch diese beiden Baugebiete die Menge bezahlbaren Wohnraums in Jesteburg steigen und dadurch die Knappheit bei Wohnungen zumindest ein Stück weit gemildert wird!
Im Mai verstarb dann Jesteburgs Alt-Bürgermeister Wilhelm Frommann im Alter von 88 Jahren. Normalerweise Anlass für ein ‚großes Begräbnis‘ wegen seiner Verdienste um die Gemeinde, den Kreistag und die Gesellschaft im Allgemeinen, durch sein umfassendes ehrenamtliches Engagement in den 80er und 90er Jahren. Jedoch – in Corona-Zeiten wird auch ein solcher Anlass nur in kleiner Runde begangen. Wir haben unseren Respekt im Rahmen einer Gemeinderatssitzung gezollt.
Über was wir auch abgestimmt haben: größere und kleinere Verkehrsthemen. So zum Beispiel über einen neuen Zebrastreifen, der den Jesteburger*innen auf Höhe des Penny-Marktes zur Kreissparkasse sicher über die Straße hilft. Das ist ein schon viele Jahre aufgeschobenes Thema, das wir gerne in 2020 erledigt hätten. Die finale Entscheidung dazu ist allerdings noch nicht gefallen, da eine Mehrheit im Rat zunächst die Haushaltslage begutachten will – so ein Zebrastreifen kostet tatsächlich inklusive aller notwendigen Baumaßnahmen eine Viertelmillion!
Eine wichtige Entscheidung fiel im Juni und führte zum Erwerb des Grundstückes an der Abzweigung der Lüllauer Straße. Nun können wir (endlich!) hier mit den Planungen für einen Kreisel beginnen – gebaut wird hier dann voraussichtlich ab 2022.
Viel passiert ist auch in Itzenbüttel. Drei der ansässigen Höfe machen sich auf in die Zukunft – und die Zielsetzung ist dabei ganz unterschiedlich. Der Hof Böttcher hat seine Aussiedlung konkret begonnen – seit Herbst wird der neue Pferdestall gebaut (siehe Bild). Christoph Heitmann hat im November vom Gemeinderat das ok für die Umgestaltung seines Hofs bekommen – auch hier wird neuer Wohnraum entstehen. Und Hof&Gut plant weiter den Bau eines Hotels und eines Hofladens – hier gab es noch mal auf Initiative einiger Ratsmitglieder im Herbst eine Präzisierung des B-Plans.
Was fehlt Ihnen an Information?
Klar: Klimawandel, Umweltschutz, Biodiversität – auch das sind Themen, um die wir uns in 2020 immer wieder gekümmert haben. Bei Bauvorhaben geht es – richtigerweise – nicht nur um Parameter wie Firsthöhen und Stellplatzschlüssel, sondern auch um Energieeffizienz und einen ökologischen Bauansatz. Die rechtlichen Vorgaben für eine Bebauung werden in dieser Hinsicht auch laufend konkreter und bindender. In den Ausschüssen wurde hierzu diskutiert, inwieweit neben den – immer schon abgefragten – finanziellen Konsequenzen eines Beschlusses zukünftig auch die umweltbezogenen Folgen erhoben und festgehalten werden sollen. Vermehrt werden Blühstreifen vom Bauhof angelegt. Eine deutliche Entwicklung. Aber wie aus Jesteburg eine bewusst klimaneutrale und in allen Bereichen nachhaltig agierende Gemeinde wird – diese Entwicklung werden wir in den kommenden Monaten noch gehen (und antreiben) müssen.
Personelle Wechsel im Gemeinderat gab es über’s Jahr: im Juli ist Kerstin Witte (Kuhn&Witte / CDU) aus persönlichen Gründen ausgestiegen und hat alle Ämter niedergelegt. Dr. Reinhard Feldhaus ist der Nachrücker in der CDU Fraktion. Das Amt der stellvertretenden Bürgermeisterin hat Britta Witte übernommen. Bereits im Juni war Karin Neudert (Jesteburger Podium) aus der UWG ausgetreten und ist jetzt parteiloses Mitglied des Gemeinderats.
Und entsprechend der Notwendigkeiten hat sich in Jesteburg eine Corona-Hilfe zur guten nachbarlichen Unterstützung gebildet. Ein schönes Symbol für den Zusammenhalt im Dorf – bei allen Mitwirkenden bedanke ich mich herzlich – genauso wie bei allen Ehrenamtlichen, sei es in den Vereinen, bei der Feuerwehr oder vielen anderen Institutionen (z.B. auch bei allen Schulweg-Helfer*innen, Schulelternrät*innen und den Initiator*innen des neuen Jesteburger Spielplatzes „JestePark“)- für ihr Engagement.
Lassen Sie uns auch im kommenden Jahr für das Gemeinwohl wirken und dafür, dass Jesteburg ein liebenswerter Platz zum Leben bleibt!
Kommen Sie gesund ins Neue Jahr!
Ihre Angelika Schiro